Religion ist für viele Menschen ein wichtiger und sinnstiftender Bestandteil ihres Lebens und dies ist von allen Menschen zu akzeptieren. Ein Staat jedoch sollte, weil inzwischen auch mehr als nur eine Religion in den meisten Staaten vertreten ist, weltanschaulich neutral sein.
Daher sind für mich religiöse Feiertage ein Relikt aus der Vergangenheit. Deshalb bin ich auch nicht offen dafür muslimische oder jüdische Feiertage einzuführen. Davon abgesehen, dass diese durch eine andere Zählung im jeweiligen Kalender sehr unpraktisch durch das Jahr „wandern“ und kein fixes Datum im gregorianischen Kalender hätten. Diese religiösen Festtage haben ihren Sinn, denn sie sind für die Religionsausübung essentiell, sollten aber nicht mehr durch den Gesetzgeber besonders geschützt werden. Daher strebe ich die Abschaffung religiöser Feiertage an.
Den Arbeitnehmer*innen könnte jedoch als Ausgleich ein höherer gesetzlicher Mindesturlaub zugestanden werden. Dies ermöglicht es auch Anhänger*innen anderer als der christlichen Religionsgemeinschaften den Feiertagen ihres jeweiligen Glaubens nachzugehen. Alle Gläubigen in Deutschland könnten so, mit ihrem Urlaub, die für sie wichtigen Tage feiern.
Dennoch möchte ich auch selbst Vorschläge für gesetzliche Feiertage unterbreiten. Die Geschichte unseres Landes hat hier einige bedeutende Tage zu bieten, die würdige gesetzliche Feiertage wären. Im Übrigen könnte man neue gesetzliche Feiertage auch mit einer Erhöhung des Mindesturlaubes kombinieren, wenn man wollte. So würde man dann sowohl sämtliche Religionsgemeinschaften stärken, weil ihre Anhänger*innen entsprechende Urlaubstage zur Verfügung haben, als auch säkulare und erinnerungswürdige Feiertage in Deutschland schaffen.
22. Januar 1963 – Unterzeichnung Élysée-Vertrag
Am 22. Januar 1963 wurde der Élysée-Vertrag zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Ab dem 40. Jahrestag an wird der Deutsch-Französische Tag gefeiert. Aus Erbfeinden, wurden Freunde und wichtige Partner Europas.
8. Mai 1945 – Tag der Befreiung vom Faschismus
Dieser Tag stellt ein sehr bedeutendes Ereignis deutscher Geschichte dar. Die Allierten haben Deutschland und Europa vom Faschismus der Nazis befreit und der Demokratie den Weg geebnet.
Das Land Brandenburg hat übrigens bereits diesen Tag zum Gedenktag erklärt.
5. Mai 1964 und 9. Mai. 1950 – Europatag
Es gibt zwei Europatage. Ersterer gedenkt der Gründung des Europarates und zweiterer dem Vorschlag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Beide Tage wären durchaus würdige Feiertage. Sollte man sich jedoch nur für einen Tag entscheiden, wäre der 9. Mai vorzuziehen, da dieser der Schuman-Erklärung von 1950 gedenkt, welche die Europäische Union praktisch begründet hat. Gerade in diesen Zeiten wäre ein solcher Tag des Innehaltens notwendig, um sich zu besinnen, dass wir seit vielen Jahrzehnten in Frieden und Wohlstand leben.
23. Mai 1949 – Tag des Grundgesetzes
Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Meines Erachtens ein guter Anlass für einen gesetzlichen Feiertag, der sehr verbreitet ist (die meisten Staaten dieser Welt haben ihren Gründungs-/Unabhängigkeitstag zum Nationalfeiertag erklärt). Außerdem ist unser Grundgesetz eine sehr solide Verfassung, die bisher fast 70 Jahre lang ihrer Aufgabe sehr gut nachkommt. Und vielen würde eine Erinnerung an Artikel 1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ gut tun.
17. Juni 1953 – Aufstand des 17. Juni
Der 17. Juni 1953 prägte die frühe Geschichte der DDR. Der blutig niedergeschlagene Aufstand gegen den Stalinismus/Sozialismus brannte sich auch tief in das Bewusstsein zahlreicher Menschen der Ostblockstaaten ein.
Von 1954 bis 1990 war er bereits Feiertag in der Bundesrepublik.
9. November 1938/1989 – Reichspogromnacht/Mauerfall
Der 9. November ist mit zwei sehr wichtigen Daten deutscher Geschichte verknüpft. Zum einen mit der Reichspogromnacht 1939, bei der zahlreiche Synagogen und andere Zeugnisse jüdischen Lebens zerstört wurden.
Der Tag ist aber zugleich auch freudiger Anlass, denn am 9. November 1989 fiel die Mauer in Berlin, die Wiedervereinigung war die Folge.
Die bisherigen nicht-religiösen Feiertage (1. Januar – Neujahr; 1. Mai – Tag der Arbeit; 3. Oktober – Tag der Deutschen Einheit; 25./26. Dezember – Weihnachten) würde ich beibehalten. Zugleich könnte man auch darüber nachdenken, ob man den 31. Dezember (Silvester) zum Feiertag erklärt.
Mit den vorgeschlagenen Tagen habe ich im Übrigen die Streichung von den sieben in Baden-Württemberg geltenden religiösen Feiertagen ausgeglichen.
Die Regelungen zu Feiertagen sind übrigens Ländersache und in jedem Bundesland verschieden. Wir in Baden-Württemberg könnten so beispielsweise auch der Volksabstimmung, die Baden und Württemberg zu einem Bundesland zusammenführte, vom 9. Dezember 1951 gedenken oder den Opfern der Deportation Badischer Juden nach Gurs im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion am 21./22. Oktober 1940.
Ich selbst bin jedoch für eine Harmonisierung von Feiertagen in Deutschland und würde keine landesspezifischen Feiertage einführen, wenngleich ich sie für legitim halte.
Update 11:26 Uhr: Natürlich sind die Weihnachtsfeiertage religiöse Feiertage. Ich würde sie aber aufgrund der Tatsache, dass inzwischen sämtliche Menschen Weihnachten feiern, diese Tage erhalten. Das Weihnachtsfest hat einen Stellenwert erreicht, der weit über das Christentum hinaus geht.