Nicht erst seit gestern führt die Partei einen Flügelkampf. Diesmal ist der Streit aber eskaliert. Auslöser war ein Foto einer Frau, die in Dresden sich mit blanker Brust bei Arthur Harris bedankt. Dies geschah im Rahmen einer Gegendemonstration zu den regelmäßigen Aufmärschen der Nazis in Dresden.
Ich finde diese Gegendemonstrationen wichtig und richtig. Schließlich handelt es sich in Dresden um den größten Nazi-Aufmarsch Europas, bei dem Nazionalsozialist*innen aus zahlreichen Staaten wie Österreich, Tschechien, Polen oder Frankreich teilnehmen. Ein Engagement tut Not.
Die Bombadierung Dresdens ist militär(!)historisch nicht unumstritten. Nicht zu unrecht. Dennoch ist es falsch, wenn man die Dresdner*innen zu Opfern der Allierten macht – sie waren Opfer der Nazis. Hierzu empfehle ich den sehr guten Kommentar von Esther Schapira (Hessischer Rundfunk/Tagesschau): „Die Bombadierung war grausam und kostete bis zu 25.000 Dresdnern das Leben. Sie sind, so wie insgesamt 80 Millionen Menschen, Opfer der Nazi-Barberei. Auch wenn viel zu viele das bis heute nicht wahrhaben wollen.“
Bei der Frau handelt es sich mutmaßlich um Anne Helm. Aufgrund dieser Tatsache wollten viele Pirat*innen ein Statement des Bundesvorstandes sehen, der die Aktion kritisieren sollte. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Forderung verwunderte. Völlig unabhängig davon, ob das nun Anne ist oder nicht. Ich hätte sicher nicht so gehandelt, wie die Frau, aber ich sehe keine Widerspruch zu unserem Programm. Ich sehe auch keinen Verstoß gegen die FdGO, wie ihn einige befürchten.
Ich möchte hier auch einwerfen, dass ich mir auch mehr Empathie des linken Flügels für den liberalen Flügel wünsche. Es gibt dort nicht nur Sexisten und Leute mit strangem Rechts-/Politikverständnis, sondern auch viele Pirat*innen, die ich sehr schätze und die für uns alle ein Gewinn darstellen.
Ich finde, dass wir beide Flügel brauchen. Der liberale Flügel macht es mir aber, zugegeben, sehr schwer. Ich habe das Gefühl, dass er politisch nicht arbeitet, sondern nur den Untergang und die Entwicklung zu einer Linke 2.0 befürchtet. Der liberale Flügel hat sich ja mit dem Frankfurter Kollegium einen Rahmen gegeben. Das finde ich gar nicht falsch, auch wenn viele von Vereinsmeierei sprechen. Allerdings kommt inhaltlich wenig nichts. Dieses inhaltliche Schweigen erhöht auch das Gefühl, dass der linke Flügel die Meinungsführerschaft übernommen hätte.
Außerdem finde ich, dass wir schauen müssen, wie wir die Flügel auf Parteilisten repräsentieren. Ja, wir brauchen hier ein genauso ausgewogenes Verhältnis, wie es andere Parteien praktizieren. Seien wir doch mal ehrlich: Wir liegen doch thematisch gar nicht weit auseinander. Ich habe (subjektiv!) aber das Gefühl, dass es dem linken Flügel eher gelingt unsere Kernthemen mit anderen Themen zu verknüpfen. Da ist der Wert Freiheit, der sich auch in der Sozialpolitik (BGE) oder Asylpolitik (Mittelmeer) niederschlagen muss. Da ist der Kampf für eine vielfältige Gesellschaft (Migration/Queer), der natürlich auch gegen Rechts (Antifaschismus) geführt werden muss. Daa ist das Engagement gegen Überwachung, dessen Ziel am Ende natürlich die Auflösung der Geheimdienste (vor allem Verfassungsschutz!) entgegenstehen muss.
Ich bin aber auch der Überzeugung, dass diese Verknüpfungen von jedem liberalen Mitglied unterschrieben werden können. Und wenn ich schaue, wie die Ergebnisse sind, wenn es mal wieder einen Wahl-o-Maten gibt, sehe ich, dass alle gleich bei +/- 80 Prozent Piraten liegen. Daher frage ich mich auch manchmal: Woher kommen diese Flügelkämpfe?
Mir fehlt hier jedes historische Wissen. Daher nehme ich mir die Freiheit, mal die einfachste Möglichkeit als Diskussionshypothese zu setzen. Die Hypothese lautet: Das Bombardement war – hust – alternativlos, es war die Möglichkeit mit den wenigsten Toten, es hat viele andere Menschen vor dem Tode bewahrt und so weiter und so fort.
Selbst unter dieser günstigsten Hypothese ist ein bejubeln dieses Bombardements pietätlos, provokativ, inhuman und auf ganzer Linie von vorne bis hinten widerwärtig. Es verletzt Menschen in ihren tiefsten Gefühlen, und wenn Du das im Einklang mit den Grundsätzen der Piratenpartei siehst, dann bin ich 2009 wohl in einer anderen Partei eingetreten und alles war ein großer Irrtum.
Wenn diese günstigste Hypothese so stimmen würde, wäre es angebracht, den durch das Naziregime zu verantwortenden Toten zu gedenken und sie zu betrauern.
Das Bombardement zu bejubeln hat nichts, aber überhaupt nichts zu tun mit links, mit Antifa oder mit Piraten. Es ist für mich absolut unzulässig, diese Aktion mit dem Kampf gegen Faschismus zu vermischen, um dann mit dem absolut nötigen Kampf gegen Rechts diese Aktion akzeptabel zu finden. Genauso auch andersherum: Keiner, der diese Aktion und ähnliche (Brandsätze usw) ablehnt, hat etwas gegen den Kampf gegen Rechts oder hat etwas gegen linke Grundsätze.
Hör bitte auf, das zu vermischen, denn wenn Du jedem, der solche ultralinken Aktionen ablehnt, unterstellst, dass er gegen antifaschistische Ziele wäre, schadet genau dem linken „Flügel“ (ich kann dieses Wort nicht ab, aber Du weißt, was ich meine), der ein genauso wichtiger Teil der Piraten ist, wie die Liberalen. Nur die Mischung macht aus uns die sozialliberale Partei, die dieses Land braucht.
Mich blocken gerade massenweise Linke, nur weil ich nicht die letze Grenze nach links mit überschreiten möchte und deutlich sage, dass ich das schlecht finde. Das schadet dem Kampf gegen Faschismus direkt!
Ich halte es für Unsinn, das Kollegium mit allem gleichzusetzen, was in der Partei nicht „links“ ist.
Kommentar des Autors: Das tue ich nicht. Ich nehme es als prominentes Beispiel heraus.
Hallo Norbert,
Vielen Dank für deine Einlassung zu dem Thema, ich möchte kurz dazu was loswerden.
Auch ich bin der Meinung, das es richtig war, dass das Naziregime bekämpft werden musste.
Jedoch finde ich es ekelerregend, dass sich – egal ob Pirat oder nicht- jemand halb nackt hinstellt und sich bei Arthur Harris bedankt. Wer das Ausbomben von Menschen, egal ob es Nazis, deutsche Zivilisten oder Engländer waren, verharmlost und verherrlicht, sollte sich bitte vor Augen führen, was damals in Dresden passiert ist. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder, Alte und Kranke, keine Kriegsverbrecher.
Ich verstehe deshalb auch nicht, warum sich die PP von Gewaltverherrlichung nicht ausdrücklich distanziert. Gut, das ist eure Meinung, die ich zwar nicht teilen oder gar gutheißen kann, die ich aber dennoch verstehe.
Zum anderen habe ich als eher libertär eingestellter Pirat oft erlebt, dass eine konstruktive Mitarbeit mit eher freiheitlichen Denkansätzen von linksorientierten Mitpiraten nicht gewünscht wird. Das wird dann auch gerne proklamiert, was mich in den letzten 18 Monaten sehr abgeschreckt hat.
Das es nicht nur mir so geht, zeigt die Austrittswelle von zum Teil Piratenurgestein.
Ich hoffe, du kannst nun meine Bitte nachvollziehen.
Beste Grüße
Alex
@Smutje1982M
1. Vorstände, KandidatInnen, AmtsinhaberInner und MandatsträgerInnen haben sich bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für die Partei. Zum einen in ihrer politischen Arbeit in Vorständen, in Ämtern und Mandaten, im Wahlkampf. Zum anderen sind sie das Bild der Piraten nach außen. Sie sind die Personen, die die Öffentlichkeit von der Partei wahrnimmt. Sie haben sich dessen bewusst zu sein und sich dem angemessen zu verhalten.
Wenn einE PiratenkandidatIn so etwas macht, was Anne zur Last gelegt wird, ist sie/er ihrer/seiner Verantwortung gegenüber der Piratenpartei nicht gerecht geworden. Das an den Tag gelegte Verhalten kann auf verschiedenste Weisen (z.B. Erregung öffentlichen Ärgernisses, Verstoß gegen das Vermummungsverbot) strafbar sein. Aber vor allem wird es von einem Großteil der Bürgerinnen und Bürger als unangemessen betrachtet. Insbesondere, weil der Schriftzug „Thanks Bomber Harris“ von einem Teil der Bürgerinnen und Bürger als menschenverachtend verstanden wird.
Ein solches Verhalten ist einfach nicht tragbar, wenn man sich um ein politisches Mandat bemüht. Da gibt es überhaupt keine Diskussion.
Wenn es Anne nicht war, hat sie sich ganz klar von der Aktion zu distanzieren.
Wenn es Anne war, hat sie politische Konsequenzen zu ziehen. Das ALLERmindeste wäre dann ein Eingeständnis, unverantwortlich gehandelt zu haben und eine Entschuldigung.
In BEIDEN FÄLLEN hat der Bundesvorstand die Piratenpartei eindeutig von der Aktion zu distanzieren. Denn sie war gesetzeswidrig (siehe oben). Daneben ist sie auch deshalb moralisch höchst fragwürdig, weil der Schriftzug implizit als entschiedener Widerspruch gegen Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes verstanden werden kann („JEDER hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. …“). Eine solch unklare Positionierung, so nahe am rechtlichen Abgrund, schadet ebenfalls der Partei; neben dem vorliegiendem gesetzwidrigem Verhalten der Person.
Es gibt für an als Piratenpartei daher auch nicht die Möglichkeit, sich für die Aktion AN SICH mit der ausübenden Person zu solidarisieren.
Allerdings ist eine Solidarisierung mit der Person gegen die nachfolgenden Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen übelster Sorte möglich.
Es gibt viele Möglichkeiten für „Repräsentanten“ der Piratenpartei, sich politisch korrekt gegen Nazis zu engagieren: Protestmärsche, Mahnwachen, die Blockade von Demorouten, usw.
Und jeder von uns, der für die Piraten Außenwirkung hat, sollte sich nur an solchen Demonstrationen beteiligen. Dies klappt jedes Jahr mit zig PiratInnen bei zig Anti-Nazi-Demos in ganz Deutschland.
Bei allen anderen Demonstrationsformen, wo gegen Gesetze verstoßen wird oder anderweitig moralisch verwerflich gehandelt wird, würde der/die entsprechende PiratIn unverantwortlich gegenüber den Piraten handeln und grobfahrlässig einen Schaden für die Partei zumindest in Kauf nehmen.
Deswegen: klare Aussage von Anne und klare Distanzierung der Piratenpartei von der Aktion:
Die Aktion war keine Aktion der Piratenpartei. Wir identifizieren uns nicht damit und heißen sie auch nicht gut.
Auch ich finde natürlich Anti-Nazi-Demos wichtig und richtig. Ich bin nur der Meinung, dass man als VertreterIn einer rechtsstaatlichen Partei dabei auch auf eine gewisse Form wahren sollte.
2. Wenn du schon von Flügeln sprechen willst, dann lass zumindest die schwachsinnige Gleichsetzung liberaler Flügel =id= Frankfurter Kollegium bleiben. Das ist ein unhaltbares Pseudoargument, dass der liberale Flügel nicht (politisch, inhaltlich, programmatisch) arbeiten würde. Du selbst kennst genügend Leute des sozialliberalen Flügels, die exzellente Programmteile und Pressemitteilungen geschrieben haben, persönlich. Und für ein solch willentliches, bewusstes Verbreiten von Blödsinn sollte man dich echt mal ordentlcih mit Wattebäuschen bewerfen.
3. Den Vorwurf des seltsamen Rechtsverständnisses und eines genauso seltsames Politikverständnisses gebe ich für den sozialliberalen Flügel mit besten Grüßen an dich zurück.
4. Ich habe (subjektiv!) das Gefühl, dass es dem linken „Flügel“ einzig und allein besser gelingt, die Piraten wiederholt mit Dingen in Verbindung zu bringen, die nicht dem gemeinsamen Werte- und Überzeugungskonsens entsprechen, wie er sich aus Satzung und ständig wachsendem Grundsatzprogramm ergibt.Und durch diese wiederkehrenden Grenzüberschreitungen die anderen Piraten in unsinnige Streitereien verwickelt, sie aufreibt und demotiviert. Ich glaube daher, dass wir klare Regeln brauchen, für unser Auftreten als Piraten nach Außen brauchen, ums uns nicht ständig gegenseitig vor den Kopf zu stoßen. Das sind Sachen wie obiges Verhalten auf Demos, aber auch mit welchen anderen politischen Zeichen und Symbolen wir uns in Verbindung bringen lassen und mit welchen nicht.
5. Inhaltlich halte ich die Flügel weiterhin für weitgehend inexistent. Beispielsweise hätte ich bis auf das BGE die von dir genannten Themen alle dem sozialliberalen „Flügel“ zugeordnet. Viele wichtige Themen haben in dieser beispielhaften Aufzählung noch gefehlt, aber wie wollen jetzt ja nicht alle nochmal das ganze Programm schreiben (und eines war zu viel: Freiheit von Überwachung fällt unter die Kernthemen und gehört damit nicht in diese Aufzählung)
PS: Als „wahrem“ Piraten liefert mir der Wahl-O-Mat ja immer Übereinstimmungen ~90% mit den Piraten. =P *unnötigen Wettbewerb aufmach*
Unabhängig, wessen Opfer in diesem grausamen Krieg wer und wann war….., mit nackten Brüsten pseudo-feministisch und effektheischend zu demonstrieren, zeugt lediglich von politischem Selbstzweck und entwürdigt die Toten ein weiteres Mal. Mit Politik hat das nicht im geringsten zu tun und wird dem Anlass des Gedenkens nicht gerecht.
Hallo Norbert,
erstmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Deinen Standpunkt darzulegen.
Ich versuch jetzt mal meine Sichtweise zu schildern.
Zuallererst, ich bin nicht nur gegen Faschismus, sondern ich habe eine ausgewachsene Allergie gegen den Sozialismus. Diese Allergie kommt daher, dass ich 14 Jahre lang Grenzschikanen von einem sozialistischem Staat über mich ergehen lassen musste, wenn ich meine Heimatstadt Berlin(West) verlassen oder auch wieder betreten wollte.
Kommentar: Ich auch. Ser mich kennt, weiß das aber.
Es gibt und gab einfach keinen sozialistischen Staat auf dieser Erde, der nicht Totalitär war bzw ist.
Da ich für mich nun weder Faschismus (rechts) noch Sozialismus (links) gutheisse, war es für mich wichtig, eine politische Heimat zu finden, die liberal war und sich weder rechts noch links nannte. Ich fand die Piratenpartei und war soooo glücklich. Endlich meine politische Heimat gefunden zu haben.
Die Piratenpartei hatte liberale Grundwerte, war vorne, postgender, ich fühlte mich pudelwohl.
Kommentar: Was soll eigentlich dieses vorne sein? Inhaltsleere Phrase… Wir waren nie postgender und das ist auch gut so. Wir brauchen Feminismus. Und dieser hat sich gewandelt. Es ist nicht mehr der Hau-Drauf-Feminismus à la Schwarzer (und wird es wohl auch nie wieder^^). Strukturelle Diskriminierung von Frauen findet statt. Wenn wir wirklich liberal für Diversität streiten wollen, brauchen wir den Kampf für Frauenrechte. Gleichberechtigung ist noch lange nicht erreicht und das GG fordert das ja auch zurecht ein.
Die Abgrenzungen gegen Faschismus _und_ Totalitarismus (für mich fällt da auch Sozialismus runter) hab ich anstandslos mitgetragen.
Doch plötzlich hiess es nicht mehr „Datenschutzpartei“ sondern „Post-Privacy“, es gab Mitglieder die die´ Meinung jedes Mitglieds zu jedem Thema bis in die unendlichkeit speichern wollten (Liquid Democracy). Wenn man denen vorhielt, das man da ärgste Datenschutzbedenken hat, wurde einem vorgeworfen, dass das nicht anders ginge, weils sonst ein Wahlautomat wäre, bei dem man nicht sagen kann, ob das Ergebnis wirklich stimme. Ich fühlte mich in der Minderheit, und dachte: „Shrug, dann nutzt du das Teil halt nicht.“ Ergo: _Ich_ wurde beschimpft, dass ich so doof wäre und zog den kürzeren und sah, wie die Partei des Datenschutzes, den Datenschutz über Board warf.
Kommentar: In dieser Debatte bin ich auch gespalten. Zunächst: Wir sollten für eine Gesellschaft streiten, in der jeder Post Privacy leben kann, aber nicht muss. Wenn du als Parteimitglied die Gesellschaft aktiv ändern willst, kommst du nicht umhin, deine Meinung zu veröffentlichen. Das ist die Argumentationskette, der ich in Teilen durchaus folgen kann.
Dann war schlagartig Postgender out und wer nicht ordentlich genderte, wurde als Masku und Antifeminist beschimpft.
Kommentar: Jein. Wer es aber doof findet und ständig dagegen ankämpft, ist es vermutlich auch.
Hey. meine Frau ist Hauptverdienerin, ich war den Großteil der Elternzeit zu Hause und habe, bei der Hochzeit den Nachnamen meiner Frau angenommen.
Warum man nicht für Gleichberechtigung sein kann und trotzdem die deutsche Sprache nicht verhunzt haben möchte, ist mir bisher schleierhaft.
Naja, wenn so viele drauf bestehen, hielt ich meine Klappe, zog abermals den Kürzeren, und sah wie die Partei Postgender über Bord warf.
Kommentar: Sprache ist wie Kutlur: Im ständigen Wandel 😉
Zumindest sind wir ja eine Partei, die gott-sei-Dank nicht rechts ist und auch nicht linksradikal. Dachte ich..
Nach der Bundestagswahl hab ich beschlossen mich zurückzuziehen, und da ich da ein ordentlicher Mensch bin und keine Karteileiche sein wollte, bin ich ausgetreten. Piraten waren meine politische Heimat geblieben und ich behielt mir vor, wieder einzutreten, wenn ich wieder Zeit und Kraft hätte, mich bei den Piraten zu engagieren.
Kommentar: Wir brauchen auch passive Mitglieder, die für die finanzielle Grundlage sorgen, damit die Aktiven arbeiten können 🙂
Nun kam Bochum. Auf einmal hingen da 2 Flaggen im Livestream, mit denen ich _mich_ beim besten Willen nicht mehr identifizieren konnte.
Kommentar: Hier kann durchaus der Kompromiss sein, dass man eben keine parteifremden Flaggen mehr aufhängt. Aber ich finde es doof, wenn Leute AntiFa-Fahnen am Tisch haben und dafür angemeckert werden.
Es waren die Flaggen unter denen sich seit Jahrzehnten in Berlin zum 1. Mai Chaoten aus ganz Deutschland sammeln, Geschäfte und Autos zerstören und Steine auf Teile meiner Familie (Polizeibeamte) warfen.
Kommentar: Aber halt auch die, die dafür sorgen, dass die Nazis in zahlreichen Orten die Lust verlieren, ihre Propaganda zu verbreiten.
Diese Aktion hat mich zutiefst getroffen. Die Piratenpartei war jetzt für mich nicht mehr vorne und wählbar, sondern linksextrem und nicht mehr wählbar.
Zum Extremismusbegriff: http://linksextremistin.wordpress.com/hintergrund/extremismustheorie/
Ich kritisierte die Aktion und was wurde mit mir gemacht? Ich wurde in die rechte ecke gedrückt, als Nazi beschimpft.
Nach #Bombergate und dem unsäglichen Molotow-Cocktail-Fake auf die russische Botschaft, hat sich endlich was bewegt.
Abermals wurde hier kritisiert und abermals werden hier die Kritiker als Nazis betituliert.
Und wenn jetzt die Verwaltung und die IT die Notbremse ziehen, weil sie sehen, dass es so noch weitergehen kann, werden sie wieder von prominenter Stelle mit Nazis verglichen.
Irgendwann ist mal Schluss mit Lustig.
Es braucht _jetzt_ konsequenzen. Die Satzung der Piratenpartei kennt viele schöne Ordnungsmassnahmen. Es muss nicht immer gleich PAV sein. Aber diese Ordnungsmassnahmen sollten auch angewandt werden, gerade um Grenzen zu ziehen.
Ich merke, dass liberale Menschen, die bei den Piraten eingetreten sind, gerade wegen Datenschutz, Postgender, vorne, u.v.m, jetzt einfach keine Lust mehr haben, _immer_ und alleine diejenigen zu sein, die den Kürzeren ziehen müssen.
Ich hoffe, ich konnte Dir mal meine Sicht näher bringen.
Viele Grüße aus dem Norden
Wido
Moin,
sehr guter Beitrag! Danke
Ich schließe mich Wido und Adremdico in ihren Ausführungen an.
Und ich stimme der Aussage zu, dass es sich hier nicht um einen politischen Protest gehandelt hat. Texte und Posen weisen klar auf gewollte Provokation und Selbsinszenierung, in dem Fall der Antifa, hin.
Danke Wido!
Du sprichst mir aus dem Herzen! Es fehlt auch nicht mehr viel, bis ich deinem Beispiel folge. Noch habe ich aber die Hoffnung nicht aufgegeben. Leider fehlt mir aktuell die Zeit und die Kraft, mich aktiv für den liberalen Teil der Piraten einzusetzen. 🙁
Gruß,
Holger
Du hast Recht, die inhaltlichen Ziele der beiden Flügel sind sehr ähnlich. Der große Unterschied ist wie man diese Ziele erreichen will: Der liberale Flügel will die Ziele innerhalb des bestehenden politischen Systems umsetzten, der linke Flügel will ein neues politisches System durchsetzen, notfalls auch mit Gewalt.
Kommentar des Autors: Mir wäre niemand bekannt, der einen gewaltsamen Umsturz unseres politischen Systems will.
Zwischen:
„Wir sind dankbar für die Befreiung vom Nationalsozialismus, nehmen die Bombardierungen als Folge des Krieges, den wir angefangen haben, hin und geben darum keinesfalls den Alliierten irgendeine Schuld an den Folgen die wir erleiden mussten“
und:
„Wir bedanken uns für die Bombardierungen und die tausende von Toten“
besteht ein mindestens genauso grosser Unterschied wie zwischen Ersterem und „Die Alliierten tragen die Schuld an der Zerstörung Deutschlands und wir sind nur Opfer“
Genauso besteht ein riesengrosser Unterschied zwischen „Das war Mist was Du da gemacht hast und Du solltest mal darüber nachdenken warum das Mist war aber ich verteidige Dich trotzdem gegen jeden Angriff“ und „Du hast meine bedingungslose Solidarität und jeder der Dich auch nur ein bisschen kritisiert wird von mir bekämpft“
Was mich an der Aktion nervt, ist, daß hängen bleibt: zur Niederschlagung des Naziterrors ist jedes Mittel recht. Auch Flächenbombardement und 25000 Tote.
DAS hat Anne ganz sicher nicht ausdrücken wollen, hoffe ich jedenfalls inständig!
Und deshalb war die Aktion dumm, denn sie erweckt den Eindruck, Antifa geht notfalls über Leichen! :o(((
„Kommentar des Autors: Mir wäre niemand bekannt, der einen gewaltsamen Umsturz unseres politischen Systems will.“
Es gibt Piraten die
1. Gewalt nicht grundsätzlich ablehnen
2. ein anderes System (Anarchosyndikalismus) wollen
Jetzt kombiniere mal 1. und 2.
Hallo Norbert,
danke für den Post. Eine Bitte: Die FdGO bitte in der Streik-Erklärung hat nichts mit Anne zu tuen. Sondern eher mit Aufforderungen Polizeipräsidenten anzuzünden, oder andere Ausfälle div. Leute.
Ich denke du kannst das zumindest in diesem Zusammenhang nachvollziehen und das etwas korrigieren in deinem Post 😉
Thomas
Warum sollte sich die Piratenpartei nicht gegen jeden Verfassungswiedrigen Extremismus stellen. Unabhängig davon ob dieser Links oder Rechts ist ?
Dann hätte man sowohl die Nazis draußen als auch die Linksextremen Antideutschen usw.
Aber wenn man das fordert wird man ja von einigen Leuten gleich in die Rechtsextreme Ecke gestellt.
„Ich finde diese Gegendemonstrationen wichtig und richtig.“
Du bist halt noch sehr jung hast selbst keine Kinder, musstest wahrscheinich (hoffentlich) auch noch keinen schweren Schicksalschlag verkraften und Geschichte fandest Du schon immer zu langweilig um Dich damit ausführlich zu beschäftigen. Mein Vorschlag lies Deinen Text einfach in zwanzig Jahren wieder, ich bin mir sicher dann hast Du eine andere Meinung.
Kommentar des Autors: Ja, ich habe keine Kinder. Welche Rolle das spielt ist mir schleierhaft, aber Schicksalsschläge habe ich genügend verkraftet. Der Tod meines Großvaters damals, hat mich mehr als nur umgehauen. Wochenlang war ich schweigsam, wie gelähmt und nur unter Tränen. Jeden Abend in den Schlaf geweint. Ich habe in den letzten Jahren durch Verkehrsunfälle Klassenkameraden verloren. Und jetzt kommt jemand wie du und sprichst mir, weil ich jung bin, das Recht ab politisch meinen Standpunkt zu erörtern und verpackst in Worten, dass ich zu wenig Lebenserfahrung mitbringe.
Ich habe zahlreiche Kandidaturen für die Piraten erlebt. Wurde 2009 auf der Straße als „Kinderficker“ bezeichnet und bin hier in der Region in den unterschiedlichsten Initiativen aktiv. Außerdem bin ich Vorsitzender eines DRK-Ortsvereins, der mit seinen 1000 Mitgliedern weit größer ist, als zahlreiche Piraten-Kreisverbände in Großstädten. Ich denke ich habe schon einiges an Lebenserfahrung gesammelt. Das Tolle ist: Ich sammel jeden Tag einfach weiter.
Ansonsten möchte ich sogar Geschichte studieren. Selbstverständlich, weil es so langweilig ist…