Praktikumsbericht Julia Reda

Mein Hausausweis. Die Bildqualität ist bombastisch!
Mein Hausausweis. Die Bildqualität ist bombastisch!

1. Juli. Erster Tag als Praktikant bei Julia. Wir treffen uns morgens um 8:30 im Innenhof des Straßburger Sitzes des EP. Julia ist schon im Gespräch mit Medien. Der Hessische Rundfunk (HR) begleitet sie heute.
Bevor wir uns in das Parlament kämpfen, begrüßt uns Ulrike Müller. Sie ist die Abgeordnete der Freien Wähler. Man tauscht sich kurz aus.

Der HR filmt Julia in ihrem Büro.
Der HR filmt Julia in ihrem Büro.

Die erste Hürde war das Team des HR durch die Sicherheitsschleuse zu bringen. Alles durch den Scanner und rein ins Parlament. Zunächst galt es dann meinen Hausausweis zu besorgen und die Schlüssel für das Büro
entgegenzunehmen. Raum T05.129. Fünfter Stock also. Klare Sache: Fahrstuhl. Auch wegen unseren Begleiter*innen des Fernsehens.

Fahrstühle gibt es wie Sand am Meer im EP. Dennoch: Es sind zu wenige. Besonders an diesem ersten Tag, wo unzählige Medienvertreter*innen im Parlament rumwuseln und auch viele Abgeordnete und ihre
Mitarbeiter*innen viele Wege mehrfach laufen. So passiert folgendes: Man ruft sich den Fahrstuhl und wartet. Irgendwann macht es „Ping!“ und zwei Lampen leuchten am Fahrstuhl der gerade öffnet. Das Zeichen an alle sich
auf diesen Fahrstuhl zu stürzen. Oft mehr als in den Fahrstuhl passen. Wir haben Glück und fahren in den fünften Stock.

Dies ist die Ebene der Grünen Fraktion im EP. Das Büro liegt in unmittelbarer Nähe derer von Jan Philipp Albrecht, Terry Reintke und Ska (alle Grüne). Zwischen dem von Klaus Buchner (ÖDP) und Monika Vana
(Grüne Österreich).

Kurz im Büro die Sachen unterbringen, geht es auch schon in den Plenarsaal. Es ist die konstituierende Sitzung des EP. Heute werden die (Vize)Präsident*innen des EP gewählt. Julia kann nur kurz auf ihrem Sitz
(Sitz 138) Platz nehmen. Sie hat heute „Pech“. Sie wird, per Los, als Wahlprüferin bestimmt. Gratulation! Allerdings: Geplant war das nicht und wirft unseren Zeitplan völlig durcheinander.

Eine Besucher*innengruppe hat sich nämlich bereits angekündigt. Student*innen der Uni Mainz. Dort hat auch Julia studiert. Sie wollen ihre MdEP kennenlernen. Meine Aufgabe: Sie finden. Auf der völlig überladenen
Besucher*innentribüne (Presse, Mitarbeiter*innen, Besucher*innen,…) kaum möglich. Handynummer haben wir keine und während ich mit der Uni Mainz telefoniere, stelle ich fest: Diese Gruppe da, die sprechen deutsch.
Frag sie einfach mal, ob sie in Mainz studieren. Sie tun es. Erste Aufgabe gelöst.

Julia empfängt ihre Besucher*innengruppe vor dem Plenarsaal.
Julia empfängt ihre Besucher*innengruppe vor dem Plenarsaal.

Zunächst begleite ich die Gruppe zum beliebtesten Foto-Motiv: Den Fahnentreppchen. Dort gibt es ein Shooting mit Birgit Collin-Langen (CDU), die aus Rheinland-Pfalz stammt. Währenddessen hetze ich umher und
telefoniere und Simse. Kann Julia nicht? Wird Terry die Gruppe übernehmen? Am Ende hat dann doch Julia Zeit und beantwortet die Fragen vor dem Plenarsaal. Umgebungslautstärke ist hoch, denn hier haben sich
zig Fernsehstudios aufgebaut.

Nach dem Termin geht es zurück ins Büro. Dieses gilt es besser zu entdecken. Auf dem Flur treffe ich auf Marine Le Pen (FN) und Nigel Farage (Ukip). Womit habe ich das verdient? Beide verfolgt von einem riesigen Pressewurm. Warum schenkt man diesen beiden so viel Aufmerksamkeit? Die Rechten sind übrigens das Schlimmste im EP. Sie begegnen einem ständig. Auf den Fluren, im Fahrstuhl, an der Kantine, bei der IT. Es sind viele und sie sind überall und ich bin leider nicht in der Position ihnen bei jeder Begegnung zu sagen, wie scheiße ich sie finde.

Im Büro angekommen genieße ich erstmal die Aussicht auf das Münster. Außerdem hat das Büro ein Bett und eine Dusche zu bieten. Übernachten wird aber wohl nicht gerne vom Sicherheitsdienst gesehen.

Im Büro entdecke ich außerdem ein Präsent der Stadt Straßburg. Etwas Wurst, ein paar Kekse und elsässischen Wein. Feine Dinge, garniert mit einer Sonnenblume. Immerhin: Diese passt ja zur Grünen Fraktion.
Beiliegend gibt es ein Buch (Heft wäre Untertreibung) mit Argumenten für den Standort Straßburg. So sieht subtiles Lobbying aus. Selbstverständlich begrüßt Straßburg nur die MdEP in ihrer Stadt. Klar!

Im weiteren Verlauf des Tages gilt es sich WLan zu besorgen. Kein leichtes Unterfangen. Ich stehe also bei der IT in der Schlange und bedaure, dass ich nicht selbst MdEP bin. Die haben nämlich eine Fast-Lane. Wir Mitarbeiter*innen stehen bis in den Flur.

Am Nachmittag geht es in die Grüne Fraktionssitzung. Während die MdEP die ersten politischen Inhalte austauschen, gucken wir Mitarbeiter*innen auf dem Laptop Fußball. Cool: Man wird von Parlamentsmitarbeiter*innen
mit Tee und Kaffee versorgt. So lässt es sich leben.

Fraktionssitzung. Vorne sitzen die MdEP. Hinten wir Mitarbeiter*innen.
Fraktionssitzung. Vorne sitzen die MdEP. Hinten wir Mitarbeiter*innen.

Abends geht es gemeinsam Essen in Straßburg.

Am Tag drauf trifft man sich morgens wieder im Büro. Ich klappere einige Medienvertreter*innen ab. „Hense, Büro der Europaabgeordneten Reda, guten Tag!“ ist der Satz den ich zur Begrüßung in den Hörer trällere.
Ich erkundige mich nach Korrespondent*innen in Brüssel oder Straßburg und nach Redakteur*innen, die sich mit Europapolitik befassen und erstelle so nach und nach einen Presseverteiler.

Währenddessen führt Julia ein Interview mit der Badischen Zeitung. Später kommt ein Fotograf der dpa und füllt das Bildmaterial der Agentur mit Motiven von Julia auf. Mein Presseverteiler nimmt derweil Formen an.

Abends geht es mit den Grünen MdEP JPA, Ska und Terry sowie Martin Sonnenborn und den ganzen Mitarbeiter*innen Flammkuchen essen. Eine ernste Angelegenheit. Es soll ein Wettessen werden. Ich schlage mich gut, für den Sieg reicht es aber nicht.

Die weiteren Tage sind gefüllt von Telefonaten deutscher Medien. In der Zwischenzeit kommen auch schon die erste Lobbyisten ins Büro und wollen mit Julia reden. Auch andere Abgeordnete kommen vorbei und wollen sich
austauschen. Es ist ein großes Kennenlernen. Julia nimmt mich dankenswerterweise so oft wie möglich mit, damit ich sehen kann, wie die Arbeit einer Abgeordneten aussieht.

In der nächsten Plenarwoche erhalte ich Verstärkung. Christopher Clay startet seinen Job als Pressesprecher von Julia. Gemeinsam arbeiten wir an der Webseite. So basteln wir gemeinsam an einem Pressespiegel und überlegen, welche (Fach)Medien sich noch für Meldungen von Julia interessieren könnten.

Er kann auch Arbeiten übernehmen, die ich bisher machte und ich nutzte die Zeit ein paar Fotos von Julia im Parlament zu machen. Bilder für die Pressearbeit und Webseite kann man schließlich immer gebrauchen.

Manchmal muss man auch bei Julia „typische Praktikumsaufgaben“ machen. Sie sitzt im Plenum und hat ihren Laptop vergessen. Ich bringe ihn ihr, aber sie hat wohl meine Nachricht nicht gelesen, dass ich vor dem Plenarsaal stehe und warte (in den Plenarsaal dürfen Mitarbeiter*innen nicht rein).

Doch ich sehe in der Nähe des Plenarsaales das Schild „Message to your MEP“. Mein erste Gedanke: Ich schicke den Saaldienst zu ihr und die sollen sie raus schicken. Die Mitarbeiterin des Saaldienstes bietet sich aber selbst an den Laptop zu überbringen. Ich schreibe Julia, dass ich den Saaldienst genutzt habe und erhalte kurz darauf von Julia die Meldung, dass der Laptop ankam.

Ich habe das Europaparlament offensichtlich durchgespielt. Ein spannender Monat ist vorbei. Mein Praktikum endet.

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Ein Kommentar

  1. Ekelerregend, der Umbau der Grünen zur reinen Faschojagd-Flüchtlingsretter Partei wird euren Abstieg beschleunigen.
    Gruß an euch Grünschnäbel
    Ein Ex-Grüner von 198x der nur noch ÖDP oder UKIP wählen würde.